Andreas Bedenbender versteht das Markusevangelium als ein Krisendokument – als poetische Reaktion auf den Jüdischen Krieg, auf die Verheerung Galiläas und die Zerstörung Jerusalems. Was immer an ungebrochener Verkündigung der frohen Botschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, vor dem Jüdischen Krieg möglich gewesen war, nach dem Untergang Jerusalems war es nicht länger möglich, jedenfalls nicht für den Verfasser des ältesten der drei synoptischen Evangelien.
Im Markusevangelium wird darum nicht Theologie getrieben, »als wäre nichts geschehen «, und ebenso wenig erkennen wir in ihm das Bemühen, die Spannung zwischen christologisch begründeter Heilsgewissheit auf der einen Seite und der Erfahrung realer Heillosigkeit auf der anderen in einer Synthese aufzuheben. Stattdessen, so die These des Referenten, ist das Werk darauf angelegt, diese Spannung ohne den mindesten Versuch einer Abmilderung zur Geltung zu bringen.
Wir werden diese These anhand der biblischen Erzählung vom verdorrten Feigenbaum diskutieren.