Die Interpretation des vierten Evangeliums ist in besonderer Weise Sache der Perspektive: Je nachdem, mit welcher "Brille" ich das Johannesevangelium lese, werden ganz unterschiedliche Facetten sichtbar. Die jeweilige Perspektive entscheidet darüber, wie die mit dem Kommen Jesu sich ereignende "Krisis" zwischen Licht und Finsternis, Geist und Fleisch, Gemeinede und Welt im Einzelnen entschlüsselt wird.
Über Jahrzehnte dominierte die Auslegung R. Bultmanns das Verständnis dieses Evangeliums. Seitdem hat sich einiges getan, v.a. ist der Einfluss jüdischer Vorstellungen stark in den Fokus gerückt, was angesichts der antijüdischen Tendenzen bei Johannes zu einer produktiven Spannung führen kann. In dieser Fortbildung sollen verschiedene neuere Perspektiven auf das Johannesevangelium angerissen und in ihren interpretatorischen Konsequenzen vorgestellt werden. Sie richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer mit Freude an der "Durchlüftung" ihrer exegetischen Kenntnisse, setzt aber keien Spezialkenntnisse voraus.